In Brandenburg und Sachsen breiten sich Waldbrände aus

Stand: 26.07.2022|  Lesezeit: 4 Minuten 

“Ich muss immer wieder mit den brennenden Feuern rechnen” „Wir haben nach wie vor eine äußerst beängstigende Situation“, sagt Christian Heinrich-Jaschinski (CDU), Bezirkskommandant der Region Elbe-Elster, zu den Waldbränden in Brandenburg. In der Gegend werden erneut starke Windböen erwartet, die die Flammen wieder entfachen könnten. Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
Hunderte Feuerwehrleute bekämpfen mehrere Waldbrände in Brandenburg und Sachsen. Der verbrannte Bereich ist teilweise mit Munition kontaminiert. Mehrere Einsatzkräfte wurden bei der Brandbekämpfung verletzt, ein Schweinestall brannte aus. Die Lage bei den Waldbränden in Brandenburg und Sachsen bleibt äußerst kritisch – die Brände waren am Dienstagnachmittag noch außer Kontrolle. In Brandenburg gab es einen Wald- und Wiesenbrand von 8,5 Quadratkilometern – fast 1200 Fußballfelder groß. Potsdams Innenminister Michael Stübgen (CDU) machte sich ein Bild von der Lage vor Ort. Bei Rechfeld im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis, nahe der Grenze zu Sachsen, kämpften am Dienstag 450 Einsatzkräfte gegen den 850 Hektar großen Brand. Den Rettungskräften wurden Windböen von bis zu 60 km/h gemeldet. „Das hängt alles vom Wetter ab“, sagte Kreissprecher Torsten Hofgaard am Morgen. Zwei Löschhubschrauber der Bundeswehr unterstützen die Löschkräfte aus der Luft, drei weitere wurden erwartet. Auch ein Polizeihubschrauber trug zur Lageerkennung bei. Feuerwehrhubschrauber entnahmen das Wasser aus einem nahegelegenen Schwimmbad des Erholungsgebietes Kiebitz, sodass das Wasser gesperrt wurde, sagte der Kreissprecher. Ihm zufolge können die Helikopter pro Ladung 5.000 Liter Wasser aufnehmen. Ein Hubschrauber der Bundeswehr vom Typ Sikorsky CH-53 fliegt Wasserlöscher zur Bekämpfung von Waldbränden im Elbe-Elster-Gebiet Quelle: dpa/Jan Woitas Das Brandgebiet ist teilweise mit Munition verseucht – auch deshalb ist eine Luftlöschung notwendig. Durch die Explosionen am Boden seien neue, noch nicht kartierte Munitionsverdachtsflächen entdeckt worden, sagte Brandenburgs Innenminister Stübgen vor Ort. Einsatzkräfte können solche Bereiche nicht betreten und nur von außen und aus der Luft löschen. Stubbgen ging davon aus, dass der Elbe-Elster-Großbrand Wochen brauchen würde, um vollständig gelöscht zu werden. Etwa 600 Einwohner mussten am Montag ihre Häuser verlassen. Die Evakuierung für die Städte Kölsa und Rehfeld wurde am Dienstag aufgehoben. Mindestens sieben Einsatzkräfte seien bei dem Einsatz verletzt worden, sechs von ihnen seien ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte der Distrikt mit. Außerdem brannte eine Schweinezuchtanlage in der Siedlung Kölsa ab und viele Tiere starben. Feuerwehrleute versuchen, ein brennendes Gebäude in Kölsa zu löschen Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt Laut Waldbrandexperte Philipp Haase unterscheidet sich der Großbrand in Brandenburg von anderen Bränden im Land. „Wir sprechen von einem Baumbrand, der Brand zieht sich von Krone zu Krone und findet viele brennbare Materialien wie Nadeln“, sagte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Das Feuer brennt über den Baumwipfeln bis zu 25 Meter hoch. Auch die Windgeschwindigkeiten seien dort höher als im Wald, Flammen könnten sich schneller ausbreiten, sagte Haase.

Waldbrände breiteten sich von Tschechien bis nach Sachsen aus

Im schweizerischen Nationalpark Sachsen hat sich die Zahl der Entwicklungsstandorte rund um den Großen Winterberg inzwischen von drei auf fünf erhöht, so der Regionalbüro-Vertreter. Über die genaue Brandstelle in dem schroffen, felsigen Gelände konnte er keine Angaben machen. Am Dienstag waren 254 Feuerwehrleute sowie Kräfte der Bundes- und Landespolizei im Einsatz. Zwei Wasserwerfer mit je 10.000 Liter Fassungsvermögen und zwei Helikopter waren vor Ort, um den Brand zu löschen. Auch vier Hubschrauber der Bundeswehr sollten Unterstützung leisten. „Die aktuelle Waldbrandsaison in Sachsen ist katastrophal“, sagte der sächsische Umweltminister Wolfram Ginder laut Mitteilung am Dienstag. „Dieser Waldbrand ist eine Tragödie für die Region und für alle Menschen, die vom Tourismus leben.“ Der Grünen-Politiker forderte Bevölkerung und Touristen auf, das Brandgebiet zu meiden und die Betretungsverbote zu beachten. „Wir erleben hier die Folgen der Klimakrise mit Dürre, Hitze und vertrockneten Wäldern.“ Ein Löschhubschrauber ist in Böhmen, Schweiz in Tschechien an der Grenze zu Sachsen im Einsatz Quelle: dpa/Robert Michael Das Feuer breitete sich am Montag vom Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien auf den Nationalpark Sächsische Schweiz aus. Touristen wurde geraten, die Region Hintere Sächsische Schweiz zu meiden, teilte die Regionalstelle Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am Dienstag mit. In Tschechien hat sich derweil die Waldbrandsituation im Böhmischen Nationalpark in der Schweiz nahe der sächsischen Grenze dramatisch zugespitzt. Mehr als 400 Feuerwehrleute kämpften am Dienstag gegen das Feuer, sagte ein Sprecher. Sie wurden von Polizei- und Armeehubschraubern unterstützt. Der Waldbrand breitete sich auf eine Fläche von etwa 30 Hektar aus. Lesen Sie auch Aber auch anderswo in Europa brannten Waldgebiete weiter, etwa in Griechenland, wo die Gefahr weiterer Brände auch am Dienstag hoch ist. Ein Waldbrand im Süden der Insel Lesbos, der am Montag noch nicht unter Kontrolle war, hat bereits rund 1.700 Hektar vernichtet. Für Dienstag sprach die Feuerwehr erneut von einer “sehr hohen Waldbrandgefahr” für Athen und Umgebung sowie für die Insel Euböa und die Inseln der östlichen Ägäis. Zudem bestehe in weiten Teilen des Landes eine „hohe Waldbrandgefahr“. Während die Waldbrände an Frankreichs südlicher Atlantikküste südlich von Bordeaux langsam unter Kontrolle gebracht werden, bereitet die anhaltende Hitze im Mittelmeer aufgrund steigender Wassertemperaturen Sorgen. Das französische Observatorium für Tornados und schwere Stürme hat die auf fast 30 Grad gestiegenen Wassertemperaturen nun als außergewöhnlich und sehr besorgniserregend bezeichnet.