Mitten in den Sommerferien gibt es wieder Streiks bei der Lufthansa. Ver.di hat die 20.000 Beschäftigten des Bodenpersonals für heute zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Passagiere der Lufthansa müssen sich deshalb auf Flugausfälle und Verspätungen einstellen. Der Ausstand begann heute früh um 3.45 Uhr, er soll morgen um 6 Uhr enden. Die Beschäftigten des Bodenpersonals sind zuständig für Passagier-, Gepäck- und Frachtabfertigung, für die Wartung der Flugzeuge und auch dafür, die Maschinen in die entsprechenden Positionen zu schieben. Am Airport in Fuhlsbüttel werden zwar auch Teile dieser Arbeiten von Fremdfirmen erledigt, aber der bundesweite ganztägige Ausstand wirkt sich auch in der Hansestadt auf den Flugplan aus.
Mehr als 1.000 Flüge bei Lufthansa gestrichen
Wie die Lufthansa am Dienstag mitteilte, wird nahezu das komplette Flugprogramm an den deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München gestrichen. Damit fallen heute insgesamt mehr als 1.000 Flüge aus. In Hamburg wurden bislang 18 Starts nach Frankfurt und München gestrichen, 11 Flüge nach Frankfurt und 7 nach München. Einige Flüge nach München sollen noch wie geplant stattfinden, und zwar um 6.10 Uhr, 6.40 Uhr, 19.15 Uhr sowie 20.15 Uhr. Auch in Niedersachsen sind Flughäfen vom Warnstreik betroffen. AUDIO: Warnstreik bei Lufthansa: Flüge in Hamburg gestrichen (1 Min) Die Lufthansa riet Passagieren, die kein Umbuchungsangebot erhalten haben, dringend davon ab, an die Flughäfen zu kommen. Dort seien wegen des Streiks “nur wenige oder gar keine” Serviceschalter geöffnet. Die nicht bestreikte Lufthansa-Tochter Eurowings geht von einem weitgehend normalen Flugbetrieb aus.
Ver.di fordert mehr Geld für Beschäftigte
Hintergrund des Warnstreiks sind die Tarifverhandlungen. Lufthansa und ver.di haben bislang in zwei Runden über die künftigen Gehälter und Arbeitsbedingungen der rund 20.000 Bodenbeschäftigten gesprochen. Ein dritter Termin ist bereits für den 3./4. August in Frankfurt vereinbart. Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige pauschale Gehaltserhöhung um zusammen 250 Euro angeboten, zu der ab Juli kommenden Jahres noch eine gewinnabhängige Steigerung um zwei Prozent käme. Bei einem monatlichen Grundgehalt von 3.000 Euro ergäbe sich daraus eine Steigerung von neun bis elf Prozent, rechnete das Unternehmen vor. Ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle hat das Beispiel als “schöngerechnet” bezeichnet. Für andere Gehaltsbereiche betrage die Steigerung nur rund vier Prozent und bringe damit bei der gegenwärtig hohen Inflation für die Beschäftigten Reallohnverluste. Die Gewerkschaft fordert bei 12 Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen, mindestens aber 350 Euro.
Lufthansa bezeichnet Warnstreik als “unzumutbar”
Angesichts der Überlastung, der hohen Inflation und eines Lohnverzichts über drei Jahre seien deutliche Lohnsteigerungen gerechtfertigt, erklärte Behle. Die Lufthansa bezeichnete den geplanten Ausstand als “unzumutbar” für Kundschaft und Mitarbeitende. Eine Arbeitsniederlegung von dieser Dauer über alle Standorte hinweg könne kaum noch als Warnstreik bezeichnet werden, erklärte Personalvorstand Michael Niggemann. “Das ist umso unverständlicher, als die Arbeitgeberseite bereits hohe und sozial ausgewogene Vergütungserhöhungen angeboten hat – trotz der nach der Corona-Krise wirtschaftlich für die Lufthansa weiter angespannten Situation, hoher Schuldenlasten und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft”, so Niggemann. Weitere Informationen Die Lufthansa streicht fast das komplette Flug-Programm am Mittwoch. Ver.di hatte zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. mehr Ist ein Flug verspätet oder wird gar annulliert, haben Reisende Anspruch auf Ersatzbeförderung und teils auf Entschädigung. mehr Wegen Personalmangels hat die Lufthansa-Gruppe für die Sommermonate Tausende Flüge gecancelt. Welche Rechte haben Reisende? mehr Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 26.07.2022 | 16:00 Uhr