Wird überraschend neuer CS-Chef: Der ehemalige McKinsey-Mann Ulrich Körner. Foto: PD Was sich am Dienstagabend abzeichnete, ist nun offiziell: Ulrich Körner löst Thomas Gottstein ab 1. August 2022 als CEO der Credit Suisse ab. Das gab die kriselnde Grossbank am Mittwoch zusammen mit einem Verlust von 1,593 Milliarden Franken im zweiten Quartal bekannt.  Körner ist Chef der Asset-Management-Sparte der Bank, die Vermögen für institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen und Stiftungen verwaltet. Der 60-jährige deutsch-schweizerische Doppelbürger stiess erst im März 2021 zur Credit Suisse; vorher leitete er das Asset Management bei der UBS. Von 1998 bis 2009 war Körner jedoch in führenden Positionen bei der Credit Suisse tätig. Zusammen mit dieser Personalie und den Quartalszahlen hat die CS eine «umfassende Strategieüberprüfung» angekündigt, wobei die Kosten mittelfristig von 19 Milliarden auf unter 15,5 Milliarden Franken gesenkt und das Vermögensverwaltungsgeschäft und das Asset Management gestärkt werden sollen. Die neue Kostenbasis bedeutet Einsparungen gegenüber dem aktuellen Wert von über 18 Prozent. Tausende Stellen bei der Grossbank sind damit gefährdet.   Die Credit Suisse schliesst auch das zweite Quartal 2022 mit einem massiven Verlust ab. Wie bereits im Juni angekündigt, hat vor allem ein stark negatives Ergebnis in der Investmentbank die Grossbank in die roten Zahlen gezogen. Unter dem Strich steht für das zweite Quartal 2022 ein Reinverlust von 1,59 Milliarden Franken, wie die Credit Suisse (CS) am Mittwoch mitteilte. Im gleichen Vorjahresquartal hatte sie noch einen Gewinn von 253 Millionen Franken erzielt. Belastet wurde das Ergebnis im zweiten Quartal zudem von höheren Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und sonstige Positionen. Die Bank habe zudem unter den geopolitischen, makroökonomischen und marktspezifische Herausforderungen gelitten, heisst es. Die schwierigen Marktbedingungen im zweiten Quartal 2022 haben nun insbesondere das Ergebnis der Investmentbank deutlich ins Minus gezogen, die Division weist einen Vorsteuerverlust von 1,116 Milliarden Franken aus. Belastet wird das Ergebnis der Grossbank aber auch von einem Verlust aus ihrer Beteiligung an der Fondsplattform Allfunds in der Höhe von 168 Millionen Franken. Die schwierigen Marktbedingungen der vergangenen Monate haben nun insbesondere das Ergebnis der Investmentbank deutlich ins Minus gezogen, die Division weist einen Vorsteuerverlust von 1116 Millionen Franken aus. So haben eine deutlich geringere Emissionstätigkeit an den Kapitalmärkten und der Rückgang der Kundenaktivität das Resultat der Division beeinträchtigt. Aber auch in der Vermögensverwaltung ist die Bank in die roten Zahlen gerutscht. Für das zweite Quartal resultiert nun für die wichtigste Division ein Verlust vor Steuern in Höhe von 96 Millionen Franken. Vor allem der Rückgang der Kundenaktivität und der Volumen aufgrund der Entwicklung an den Märkten belastete die Division. Die verwalteten Vermögen gingen auf 1454 Milliarden Franken zurück nach 1555 Milliarden Ende März. Die Nettoneugeld-Abflüsse im zweiten Quartal beziffert die CS mit 7,7 Milliarden. Die Grossbank hatte schon im ersten Quartal des laufenden Jahres einen Verlust von 273 Millionen Franken ausgewiesen. Zuvor hatte sie das von zahlreichen Pannen und Debakeln geprägte Geschäftsjahr 2021 mit einem Minus von 1,6 Milliarden Franken abgeschlossen. (sda) Der zurückgetretene CEO Thomas Gottstein hat die Bank seit Mitte Februar 2020 geleitet. Vorgänger Tidjane Thiam hatte wegen einer Beschattungsaffäre zurücktreten müssen. Unter Gottsteins Ägide hat die Bank jedoch erneut eine Reihe von kostspieligen Debakeln erlitten, darunter die Zusammenbrüche von Greensill Capital und Archegos Capital Management Anfang 2021. Thomas Gottstein tritt ab: Unter dem bisherigen Chef der Credit Suisse kam die Bank nicht zur Ruhe. Foto: Keystone Gottstein sollte eigentlich die Sanierung der Bank leiten, doch riss die Welle der negativen Berichterstattung nie ab, auch diese Woche nicht. So wurde bekannt, dass die CS laut einem Gericht in Bermuda 607 Millionen Dollar in einem Streitfall mit dem früheren georgischen Regierungschef Bidzina Iwanischwili bezahlen muss. Das Gericht auf der Inselgruppe im Atlantik verurteilte die Credit Suisse Ende März zu einer Zahlung an Iwanischwili. Allerdings hat es zunächst die genaue Urteilssumme noch offengelassen. Die Schweizer Grossbank kündigte umgehend an, das Urteil anzufechten.

Verwaltungsrat gab Gottstein im April noch Rückendeckung

Ende April hatte CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann dem unter Beschuss geratenen Gottstein noch den Rücken gestärkt. Die Rückkehr der krisengeschüttelten Grossbank in die richtige Spur solle gemeinsam mit Gottstein geschafft werden, hatte Lehmann in einem Interview gesagt. Angesprochen auf die Turbulenzen der vergangenen Monate hielt Lehmann fest: Die CS habe eine Governance-Krise, ein Vertrauensproblem und müsse konsequent Altlasten abarbeiten. «Es darf keine solche Häufung von unerfreulichen Überraschungen mehr geben.»

Aktie im Sinkflug

Die Aktie der Credit Suisse leidet derweil stark unter dem Formtief der Bank. Kostete sie an der Schweizer Börse noch im Februar 2021 rund 13 Franken, so ist das Papier inzwischen für etwas mehr als einen Fünfliber zu haben. Und diesen Monat fiel die Aktie erstmals gar kurzzeitig unter die Schwelle von 5 Franken. SDA/nlu Fehler gefunden?Jetzt melden. 8 Kommentare