Konzert absagen: „Sie haben auch ein vermeintliches Kulturgut an Ihrer Hauswand“

Beamte der Brasserie Lorraine stehen derzeit unter Beschuss, weil sie ein Konzert abgesagt haben. Auch das Wandgemälde des Kulturareals der Stadt Bern wirft Fragen auf. 1/3 Dieses Wandbild ziert die Fassade der Brasserie Lorraine in Bern. 20 Minuten Verschiedene Figuren sind zu sehen, eine davon ist weiß und trägt einen Rasta. 20 Minuten Ein Konzert in der Berner Kulturbar wurde am 18. Juli abgesagt, weil sich einige Gäste “unwohl” fühlten, so die Veranstalter. 20 Minuten

Die Brasserie Lorraine hat ein Konzert abgesagt, weil einige Gäste von einer weißen Band gestört wurden, die Reggae spielte und Rasta trug. In den sozialen Medien gibt es deshalb viel Kritik an den Veranstaltern. Kritisiert wird auch, dass das Wandbild des Restaurants eine weiße Gestalt mit Rastas zeigt.

Ein Konzert in der Brasserie Lorraine wurde am 18. Juli abgesagt, weil sich einige Gäste laut Veranstalter “unwohl” fühlten. Der Grund: Die Berner Dialektband Lauwarm spielt Reggae und ein Teil der Bandmitglieder trägt Rasta. Manche kritisieren es als „kulturelle Aneignung“. Die Organisatoren mussten für ihr Vorgehen in den sozialen Medien viel Kritik einstecken. Auch das Wandgemälde an der Fassade des Kulturraums ist mehrfach Gegenstand von Diskussionen. Verschiedene Figuren sind zu sehen, eine davon ist weiß und trägt einen Rasta. Ein User spottet: „Haben Sie den Maler schon bestellt? Sie haben auch einen angeblichen kulturellen Aneigner an der Wand Ihres Hauses. Dumm ist nie gemacht…“ Ein anderer kommentierte: „Der Gag ist dein Graffiti an der Hauswand. Tragen die Leute dort nicht auch Horror? Ihre Aussage ist heuchlerisch. Also haben nur Menschen mit der richtigen Hautfarbe Zugriff auf die Frisur?” Ein User sagt schließlich: „Bitte passe dein Gesicht an, dann passt es wieder zu deiner Pose.“ Die Brasserie Lorraine antwortete am Mittwochnachmittag nicht auf eine 20-minütige schriftliche Anfrage.

Der Bandleader äußert Unverständnis

Auch aus der Politik gab es Kritik an dem abgesagten Konzert. Bei einigen wenigen wäre die Brasserie-Leitung entsetzt gewesen, sagte Zentralnationalrätin und Präsidentin der Aargauischen CVP Marianne Binder: «Die Organisatoren hätten die hypererwachte Minderheit nicht küssen dürfen.» Auch Dominik Plumettaz, Bandleader von Lauwarm, reagierte mit Unverständnis: “Die Kritiker hätten einfach gehen können.” Aber es gibt auch andere Meinungen. Eine Frau twitterte: „Ich finde es so schade, dass sich die Leute anscheinend nicht mit dem Konzept der kulturellen Aneignung auseinandersetzen wollen und es als hyperwach abtun. Es hat Aspekte.” Lauwarm-Bandmitglied Phil, der selbst Dreadlocks trägt, versteht die Kritik teilweise. Man kann die Wurzeln von Musik und Kultur nicht leugnen. „Aber wir sind frei in unserem kreativen Ausdruck und die Leute können das genauso frei beurteilen.“

Wachsamkeit und die Kritik kultureller Aneignung

Woke bedeutet „aufgewacht“, wird aber auch verwendet, um das Bewusstsein für Ausgrenzung, Diskriminierung und systembedingte Benachteiligung zu schärfen. Ein wiederkehrendes Thema im Verlauf von Wokeness ist die Kritik kultureller Aneignung. Etwa im März, als die deutsche Sängerin Ronja Maltzahn bei einer Fridays-for-Future-Demo auftreten sollte, aber kurzfristig gefeuert wurde, weil sie Dreadlocks hatte. Vor Demonstrationen von Klimaschutzorganisationen schreiben Veranstalter: „Wir fordern, dass Weiße keine Dreadlocks tragen oder verdecken.“ Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr Mit dem täglichen Update bleiben Sie bei Ihren Lieblingsthemen auf dem Laufenden und verpassen keine News mehr zum aktuellen Weltgeschehen. Holen Sie sich täglich das Wichtigste kurz und prägnant direkt in Ihr Postfach. (an)