Seit 2019 kämpft Manuel Feldmann für seinen Traum. Der gelernte Gärtner entschloss sich, auf dem für den Bau vorgesehenen Grundstück seiner Eltern ein kleines Haus zu bauen. Manuel Feldmann weiß nicht mehr weiter. © Privat Doch die Nähe zu einem Erdgasspeicher in seiner Stadt macht ihm nun einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund einer von der Gemeinde Frastanz eingerichteten Schutzzone sind Neubauten in dem dicht besiedelten Wohngebiet verboten, auch wenn die Bauherren das Risiko eingegangen sind. Hier ist die Pufferzone mit dem rot angemalten Plan für Manuels Haus. Innerhalb der Schutzzone sind auch zahlreiche Wohngebäude deutlich erkennbar. Unverständlich für den jungen „Baumeister“ mit Verweis auf die Rechtsgrundlage der sogenannten Seveso-III-EU-Richtlinie. „In Tirol hat das Land beschlossen, ein Gebäude zuzulassen, das meiner Situation ziemlich genau vergleichbar ist, es ist sogar das gleiche Gasunternehmen, das in Kirchbichl tätig ist. In Vorarlberg ist dies jedoch nach unserem Baugesetz nicht möglich“, informiert Feldmann im Vergleich zu VOL.AT.
Video: Interview mit Manuel Feldmann
Standards erinnern an einen “Atomschutzbunker”.
Nach dem ersten Entwurf vor drei Jahren sah zunächst alles gut aus und der junge Bauherr hat bereits rund 70.000 Euro in Entwurf und Vorarbeiten investiert. Dann folgte Enttäuschung und die Gemeinde verwies auf die Pufferzone. Und er konterte mit Maßstäben, denen der entfremdete junge Mann nicht gerecht werden konnte. „Ich müsste ohne Fenster und mit Stahlbeton bauen. Das Bauwerk müsste dann im Falle einer Explosion der Druckwelle standhalten. Ein Horrorszenario, das ich nicht akzeptieren kann“, so Feldmann weiter. In dem von der Firma SPIEGLtec GmbH aus Brixlegg im Auftrag des Marktes der Stadt Frastanz erstellten Gutachten heißt es:
„Deshalb muss ein Bauwerk auf mindestens 58 Überdruck ausgelegt werden. Da dieser Wert auf einer sehr vereinfachten Modellrechnung basiert, wird er aufgrund von Modellunsicherheiten (2D/3D-Modellauswahl, Randbedingungen und der daraus resultierende Berstdruckverlauf) und Witterung empfohlen Einflüsse sowie die möglichen Orte von Zündquellen, im Sicherheitsabstand A müssen auch bei der Auslegung der betroffenen Komponenten berücksichtigt werden (Bauart für Überdruck 100).
Manuel Feldmann auf seinem Grundstück. Der Wassertank wartet darauf, vergraben zu werden.
Die Gemeinde verweist auf Petitionen, sieht den Staat aber in der Pflicht
Für Bürgermeister Walter Gohm ist die Situation mehr als unbequem, er kann den Unmut der Bauträger nachvollziehen. Nach aktueller Rechtslage ist die Gewerbestadt Frastanz verpflichtet, den angemessenen Sicherheitsabstand nach der Seveso-III-Verordnung anzugeben. Die Marktgemeinde ist dieser gesetzlichen Verpflichtung nachgekommen und hat in Abstimmung mit dem Landesplanungsamt eine Pufferzone ausgewiesen. Walter Gohm, Bürgermeister von Frastanz. ©Marcel Mayer „Die Wirtschaftsstadt Frastanz steht in ständiger Abstimmung mit den Fachabteilungen der Vorarlberger Landesregierung. Eine Novelle des Baugesetzes Vorarlberg nach Tiroler Vorbild wurde schon mehrfach gefordert! Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine EU-Richtlinie in verschiedenen Bundesländern unterschiedlich angewendet wird“, sagt Gemeindevorsteher Frastanz. Dieser Bericht wurde auch dem Bauunternehmen zur Verfügung gestellt. Bei den Bauverhandlungen im Dezember 2021 wurde ein statisches Konzept angefordert. Dieses Konzept liegt der Baubehörde noch nicht vor, daher kann keine Baugenehmigung erteilt werden. So soll sein neues Zuhause aussehen, wenn die Baugenehmigung erteilt wird.
„Junge Menschen haben es hier schwer“
Für Manuel Feldmann, der seine Anfrage bereits beim Ombudsmann eingereicht hat, ist es unverständlich: „Wenn ich genau diese statische Idee in Auftrag geben würde, müsste ich einen ‚Atomschutzbunker‘ bauen.“ Selbst die Statiker belächeln das Projekt , ich könnte wegen der Druckwelle eine sechs Meter hohe Schutzmauer mit 45 Grad Neigung bauen. Undenkbar.“ Explosionsberechnungen und Wandpanzerung. In einer Zeit, in der die Welt mit steigenden Baukosten konfrontiert ist und ständig von bezahlbarem Wohnraum oder Hauskauf die Rede ist, ärgert sich der 33-Jährige aus Frastanz noch mehr über die Kommunal- und Landespolitik: „Ich kann einfach nicht. Ich verstehe nicht, warum Sie jungen Menschen, die hier leben, arbeiten und eine Familie gründen wollen, das Leben so schwer machen. Und weil es offenbar einen Unterschied macht, ob man als EU-Bürger in Vorarlberg oder Tirol lebt.” Und das bedeutet für Manuel Feldmann: Er muss in seinem alten Kinderzimmer bleiben, seine Habseligkeiten stapeln sich in der elterlichen Garage. Der junge Mann lebt seit vier Jahren bei seinen Eltern, weil er davon ausging, dass er so schnell wie möglich mit dem Bau seines Hauses beginnen würde. Seine Habseligkeiten lagern derweil in der Garage.