Bundeskanzler Olaf Solz gratulierte den DFB-Frauen per Tweet. Er kommt am Sonntag zum Finale gegen England nach Wembley. Das Halbfinale gegen Frankreich stellte einen Fernsehrekord auf. Und Liverpools Trainer Jürgen Klopp muss die Fans in seiner englischen Wahlheimat enttäuschen.
Scholz hofft, den Titelgewinn im Londoner Stadion live miterleben zu können. „Das war eine tolle Leistung“, schrieb der SPD-Politiker am Donnerstagabend (28.07.2022) auf Twitter. “Ich kann es kaum erwarten, nach London zu gehen und die deutsche Mannschaft in ihrem Traumfinale gegen Gastgeber England im Wembley-Stadion zu unterstützen.”
Eine Rekordsumme im Fernsehen – fast die Hälfte der Zuschauer war dabei
Zuvor hatte das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im EM-Halbfinale in Milton Keynes Frankreich mit 2:1 (1:1) geschlagen. Das Spiel stellte einen Quotenrekord im deutschen Fernsehen auf. Durchschnittlich 12,187 Millionen Menschen verfolgten den EM-Finale-Beitrag am Mittwochabend im ZDF und hatten einen Marktanteil von 47,2 Prozent. Damit schaute fast die Hälfte der abendlichen Fernsehzuschauer Fußball.
Laut AGF-Videoforschung war die Sendung die erfolgreichste Fernsehsendung des Tages. Es erzielte die bisher höchste Reichweite eines EM-Spiels der Frauen im deutschen Fernsehen. Bisheriger Spitzenwert war die Live-Übertragung des 2:0-Siegs der DFB-Frauen gegen Österreich mit 9,5 Millionen (38,2 Prozent Marktanteil) im Ersten. Den höchsten Wert der vergangenen EM hatte das Spiel gegen Russland mit 7,06 Millionen.
Faeser: „Was für ein Tor“
Neben Bundesinnenministerin Nancy Fesser (SPD) waren DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Geschäftsführer Oliver Birchhof mit Frankreich live auf dem Platz. Beeindruckt waren sie auch von der Leistung der deutschen Mädchen. „FINAL!! Unglaublich, was für ein spannendes Spiel ich gestern in Milton Keynes live miterleben durfte. Was für ein Tor, @alexpopp11! #GERFRA #weuro2022 @dfb_frauen“, twitterte Faeser. Er will auch für das Finale zurückkehren.
Neuendorf: Mehr Sichtbarkeit als in Wembley geht nicht
Neuendorf würdigte die MVT-Mannschaft als „Botschafterin des gesamten Frauenfußballs“. “Wir haben immer gesagt, dass wir mehr Sichtbarkeit für den Frauenfußball wollen, und mehr Sichtbarkeit als Wembley vor 90.000 Zuschauern geht wirklich nicht.” Birchhof spüre bei den deutschen Fußballern „die Überzeugung, den Spaß daran, etwas zu erreichen“, sagte er dem ZDF. „Wir sind sehr glücklich, nicht nur wegen der Ergebnisse, sondern auch wegen der Leistung der Mannschaft in all den Wochen hier, welche Energie sie ausstrahlt, welche Zielstrebigkeit, welche Willensstärke.“ Man habe das Gefühl, „jetzt wollen sie diesen letzten Schritt machen“.
Liverpool-Manager, aber Klopps Herz schlägt für Deutschland
Unterdessen hat Star-Trainer Jürgen Klopp seine Wahlheimat England „im Stich gelassen“ und sich vor dem Endspiel zu seinen Wurzeln bekannt. „Ich liebe England – aber mein Herz schlägt für Deutschland“, sagte der Manager des FC Liverpool. “Aber das Wichtigste ist das Gesicht, das der Frauenfußball gezeigt hat. Das Spiel ist explodiert. Ich liebe es zu sehen.” Klopp hatte den DFB-Frauen vor dem Halbfinale in einer Videobotschaft alles Gute gewünscht: „Herzlichen Glückwunsch an alle Mannschaften, das war Werbung für den Fußball.“
Bei einem Titelgewinn müsste der DFB eine Rekordprämie zahlen
Für den Fall, dass die DFB-Frauen – anders als die deutschen Fußballerinnen 1966 – England im Wembley schlagen würden, hätte der DFB das auch tun müssen. Der Spielerrat um Kapitänin Alexandra Popp hat im Falle eines Titelgewinns eine Rekordprämie von 60.000 Euro pro Spieler ausgehandelt. 30.000 Euro für jeden Kicker sind bereits mit dem Einzug ins Finale gebucht. Vor der EM 2017 wurden für den Titel 37.500 Euro dotiert – allerdings scheiterte das DFB-Team vor fünf Jahren im Viertelfinale. Bei der Männer-Nationalmannschaft hätte jeder Profi 400.000 Euro kassiert, wenn er im vergangenen Jahr Europameister geworden wäre.
Eine zusätzliche Ergänzung für Frauen hat der DFB-Präsident nun ausgeschlossen. Man habe dabei laut Bierhoff an die Liebsten der Spieler gedacht. Für das „Traumfinale“ organisierte der DFB einen Flieger für Familien und Freunde nach London.
Pressestimmen aus England
„The Guardian“: „England gegen Deutschland, EM-Finale im Wembley-Stadion. Geliebt, gehasst, es ist ein Spiel, das wie kein anderes die Aufmerksamkeit des Gastgeberlandes auf sich zieht, in jeder Sportart, in jeder Arena. All die erstaunlichen Momente, die Englands Spieler waren auf dem Weg ins Finale, es wird am Sonntag im Wembley-Stadion niemanden wie Pop geben. Pop ist nicht aufzuhalten. “Daily Mail”: “Hier kommen die Deutschen! England trifft am Sonntag im Finale der Euro 2022 auf einen altbekannten Gegner, nachdem der achtmalige Europameister Frankreich dank zweier unnachgiebiger Tore von Alexandra Popp mit 2:1 besiegt hat.” „The Sun“: „POPP STAR. England trifft im Finale der EURO 2022 auf Deutschland, nachdem Kapitänin Alexandra Popp ihrer Mannschaft einen Zwei-Tore-Vorsprung gegen Frankreich verschafft hat.“ „Evening Standard“: „Deutschland liefert wieder auf der großen Bühne ab. Noch vor einem Monat schien Popp ein verfluchtes Verhältnis zu diesem Wettbewerb zu haben. Jetzt ist Deutschland dank ihrer Tore nur noch einen Sieg vom Titelgewinn entfernt.“