Lina E. wird durch die Hauptzeugin schwer belastet Dresden/Leipzig – Am 60. Prozesstag gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. (27) und drei weitere Männer hat am Donnerstag erstmals Kronzeuge Johannes D. (30) ausgesagt. Der Pädagoge klagte den Angeklagten und andere Verdächtige massiv an. Johannes D. wird von fünf bewaffneten LKA-Beamten in den Gerichtssaal eskortiert und befindet sich im Zeugenschutzprogramm. Der 30-Jährige selbst war jahrelang in der linken Szene aktiv, bis ihn seine Ex-Freundin im Internet wegen Vergewaltigung und häuslicher Gewalt anklagte. Das Verfahren wurde im März dieses Jahres eingestellt, weil die Ex-Freundin den Gewaltvorwurf gegen die Staatsanwaltschaft nicht unterstützte. „Die Anschuldigungen verbreiteten sich jedoch weiter, meine Fotos wurden im Internet veröffentlicht“, sagt Johannes D. „Ich verlor meinen Job als Lehrer in Warschau, wo ich ein neues Leben anfangen wollte.“ Deshalb beschloss er, auszusagen.
Der Angriff auf die rechte Bühne lokal
Neben Lina E. wurden drei Männer und eine weitere Frau angeklagt
Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Der Kronzeuge sagte am Donnerstag, Johann G., der Verlobte der untergetauchten Lina E., habe ihn beauftragt, im Dezember 2019 den Besitzer der rechten Kneipe „Bulls Eye“ in Eisenach auszurauben.
„Ich habe das Auto für die Fahrt von Berlin nach Eisenach von Jonathan M. (27, Mitangeklagter) übernommen. Tobias E. war dabei, Julian, Paul M., Lina E. und Johann G.“, berichtet der Kronzeuge. Er beobachtete die Kneipe und berichtete, als Inhaber Leon R. mit seinen Begleitern die Kneipe verließ.
Ziele müssen schwer verletzt werden
November 2020: Lina E. steigt aus dem Hubschrauber, der sie zum Bundesgerichtshof nach Karlsruhe gebracht hat Foto: RONALD WITTEK/EPA-EFE/Shutterstock
Daraufhin seien Kneiper und seine Partnerin laut Anklage mit Tränengas und Metallstäben geschlagen und verletzt worden. „Ziel der Aktionen war es, die Faschisten so sehr zu verletzen, dass sie ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben konnten. Aufgeben, ihren Willen brechen“, erklärte Johannes D. vor Gericht. Die Vernehmung des Hauptzeugen wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt. Vor Gericht haben am Donnerstag Anhänger von Lina E. Foto: Olaf Rentsch
Die Bundesanwaltschaft wirft der Studentin Lina E. aus Kassel und drei Männern aus Leipzig und Berlin vor, zwischen 2018 und 2020 Mitglieder der rechten Szene in Leipzig, Wurzen und Eisenach angegriffen und geschlagen zu haben. Ihnen wird auch vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben, deren Anführerin Lina E. sein soll. Der 27-Jährige sitzt in Untersuchungshaft, die drei Mitangeklagten im Alter von 27 bis 36 Jahren sind auf freiem Fuß. Bisher schweigen sie zu den Vorwürfen.Lesen Sie auch
Die Verteidigung wirft der damals mit den Ermittlungen beauftragten Sonderkommission für Linksextremismus beim Sächsischen Landeskriminalamt (LKA) „den Aufbau einer kriminellen Vereinigung aus diversen Körperverletzungen“ vor und spricht von einer “politisierter Prozess”.