Gemeint ist der Zeitpunkt, ab dem die Weltbevölkerung mehr Rohstoffe verbraucht, als im Laufe eines Jahres auf- und nachgebaut werden können. Und das wird 2022 früher denn je passieren. Zum Vergleich: Um die Jahrtausendwende lag der sogenannte Internationale Tag der Erde noch im September, in den 1970er Jahren im Dezember.
Umweltverbände und Wirtschaftsverbände sprechen von einer dramatischen und vor allem besorgniserregenden Entwicklung. Weil das Leben jetzt auf Kosten zukünftiger Generationen gelebt wird.
Quelle: Dimitris66/Getty Images; Infografik WELT
„Das ist eine ökologische Bankrotterklärung der Menschheit“, kommentiert beispielsweise Florian Titze, Experte für Biodiversitätspolitik bei der Umweltorganisation WWF. „Tropenwälder, Flüsse und Korallenriffe fallen unserem Konsum zum Opfer. Wir verschwenden und zerstören unsere Lebensgrundlagen und zerstören die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder – auf der ganzen Welt und direkt vor unserer Haustür.“
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Olaf Bandt, Präsident des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), findet ähnlich klare Worte: „Heiße Sommer und Überschwemmungen, brennende Wälder in Deutschland, Südeuropa und Kalifornien: Das Klima kommt nicht zusammen, die Warnlichter des Planeten stehen dunkelrot . Wir müssen die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise und des weltweiten Artensterbens unverzüglich begrenzen. Wir alle zahlen die Rechnung für vermeintliche Freiheiten, ohne aufzugeben. Vor allem aber leben wir auf Kosten unserer Kinder und Enkel.”
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Rein rechnerisch verbraucht die Weltbevölkerung heute Ressourcen im Wert von 1,75 der Erde, wie das Global Footprint Network zeigt, das Daten aus den National Biocapacity and Footprint Accounts und damit Zahlen der Vereinten Nationen für die Berechnung heranzieht. Es ist vor allem die Lebensweise in den reichen Industrieländern, die die Rechnung aufwiegt: Gemessen am deutschen Konsum wären beispielsweise 3,1 Deutschland nötig.
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Deshalb war hierzulande bereits Anfang Mai der nationale Tag der Überlastung. Hauptgründe für diesen frühen Termin sind laut Experten der hohe Energieverbrauch Deutschlands, hohe CO₂-Emissionen im Verkehr und in der Massentierhaltung sowie Boden-, Luft- und Grundwasserverschmutzung.
Aber auch andere Länder leben weit über ihre Verhältnisse. Beispielsweise beträgt der Wert für die USA 2,4, für Indien 2,7, für China 4,1 und für Japan sogar 7,9. Diese Bilanz basiert zum Beispiel auf dem Verbrauch von Holz, Pflanzen, Futtermitteln und Fanggründen, aber auch auf CO₂-Emissionen und Landnutzung.
Dass Deutschland bei der Flächenverjüngungsbilanz schlechter dasteht als die meisten anderen Länder, liegt an dem relativ hohen Anteil der Industrie an der heimischen Wirtschaft. Die Produktion in Deutschland macht etwa 30 Prozent der Wertschöpfung aus, viel mehr als in anderen westlichen Volkswirtschaften wie Frankreich oder den USA.
Quelle: Enis Aksoy/Dimitris66/Getty Images; WELT-Info-Chart
Der wichtigste Lösungsvorschlag zur Begrenzung des Ressourcenverbrauchs ist nach Ansicht der Experten die Kreislaufwirtschaft. Ziel ist ein geschlossener Stoffkreislauf, nicht nur um Ressourcen effizient zu nutzen, sondern auch um die Entstehung von Abfällen zu minimieren und im Idealfall sogar zu vermeiden.
„Wir müssen Ressourcen nicht verbrauchen, wir müssen sie nutzen“, sagt Peter Kurth, Präsident des Bundesverbandes für Abfallwirtschaft, Wasserwirtschaft und Kreislaufwirtschaft (BDE), im WELT-Interview.
Das sieht Christoph Heinrich, Geschäftsführer des WWF Deutschland, so. Er fordert die Bundesregierung auf, die Energiewende trotz der neuen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine unverzüglich umzusetzen. „Als Antwort auf die Rohstoffknappheit muss auch Deutschland eine effektive Kreislaufwirtschaft entwickeln“, sagt Heinrich.
Verbesserungspotenzial beim Recycling
Das fehlt noch. Die Bundesrepublik will sich als Weltmeister im Recycling sehen. „In Wirklichkeit gibt es aber noch viel Luft nach oben“, sagt BDE-Chef Kurth. Ohnehin stammen derzeit nur zwölf Prozent der hierzulande eingesetzten Rohstoffe aus einem Recyclingprozess.
„Diese Quote ist gar nicht so schlecht, wie sie auf den ersten Blick klingt. Es könnte jedoch mit einfachen Mitteln doppelt sein.“ Theoretisch könnten dann rund 60 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart werden – allein in Deutschland. Und selbst dann ist mit dem richtigen politischen Willen mehr möglich.
„Die Kreislaufwirtschaft ist der wesentliche Treiber, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig den Produktionsstandort Deutschland zu erhalten“, sagt Kurth. Es stimmt, dass die Kreislaufwirtschaft allein das Problem der Bodenverschmutzung nicht lösen kann. „Aber es kann nachhaltig zur dringend notwendigen Entlastung unseres Planeten beitragen.“
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Wichtig sei Schnelligkeit, mahnt Kurth. „Es reicht nicht aus, am immer früher werdenden Erdüberwindungstag auf den bevorstehenden Weltuntergang hinzuweisen. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind eingeladen, sich einzubringen.“
Das fordert BUND-Chef Bud. “Die Art und Weise, wie wir leben und Geschäfte machen, muss sich radikal ändern.” Und die Zeit dafür läuft ab.
Die Corona-Welle hat dem Planeten eine kleine Verschnaufpause verschafft. 2020 war der Tag der Überlastung ohnehin erst am 22. August, also drei Wochen später, wegen der deutlichen Abschwächung der weltweiten Wirtschaftsleistung durch die Pandemie. 2021 verschiebt sich der Termin allerdings auf den 29. Juli – und in diesem Jahr geht er noch einen Tag weiter.
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„Die Bundesregierung muss jetzt klare gesetzliche Vorgaben auf den Weg bringen, die die planetarischen Grenzen berücksichtigen: für Ressourcenschonung, Energieeffizienz und Bodenschutz.“ und Rohstoffstrategie sollten schließlich verbindlich abgestimmt werden.
Aber das gilt auch für andere Länder. Ansonsten sieht der BUND schwere Konflikte gegen die Menschlichkeit auf sich zukommen. „Unser Planet wird nicht mehr lange für alle sorgen können“, sagt Derian Boer, Bundesvorstandsmitglied der BUNDjugend.
“Verteilungskonflikte und sogar Kriege werden unvermeidlich.” Neben Politik und Wirtschaft kann auch jeder Einzelne dazu beitragen, die Flächenverknappung zu entlasten und damit solchen Szenarien vorzubeugen, sagen Experten.
Allein die Reduzierung von Lebensmittelabfällen könnte den Tag der Erde um 13 Tage vorverlegen. Andere Ansätze für Verbraucher sind weniger Autofahren, geringerer Energie- und Wasserverbrauch, nachhaltiges Reisen und die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte.
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