„Auf der einen Seite werden wir neue Stellen besetzen, auf der anderen Seite natürlich – wie immer – die Effizienz steigern. Wir werden die Vorteile der Digitalisierung nutzen, aber die Wiener Linien sind ein Dienstleistungsunternehmen und werden daher immer sehr, sehr stark auf den Faktor Mensch setzen“, sagte Alexandra Reinagl, Vorstandsvorsitzende der Wiener Linien, gegenüber „Wien heute“. Sie wollen den Arbeitnehmern auch flexiblere Arbeitszeiten bieten. Pilottests für eine Vier-Tage-Woche würden im Herbst beginnen.

Die Wiener Linien bieten eine Vier-Tage-Woche an

Die Wiener Linien suchen verstärkt nach neuen Mitarbeitern. Um neue zu finden, experimentieren sie ab Herbst mit einer Vier-Tage-Woche.

auf den Frauenanteil achten

„Uns ist vollkommen bewusst, dass natürlich auch die Bedürfnisse der neuen Generationen und der angespannte Arbeitsmarkt berücksichtigt werden müssen. Wir beobachten das bereits laufend und versuchen es auch anzupassen und auszusortieren. Wir denken hier viel darüber nach“, sagte Reinagl. Bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter sollte besonders auf den Frauenanteil geachtet werden. Das liegt beispielsweise noch hinter den Fahrdiensten, die derzeit bei rund 10 Prozent liegen. Allerdings wird es in diesem Bereich keine Frauenquote geben, weil sie nicht erreicht werden kann. „Andererseits prüfen wir auch, wie wir unsere Arbeitsbedingungen noch attraktiver gestalten können, um auch Menschen anzusprechen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind“, sagt Reinagl. Unter anderem wollen die Wiener Linien mit Tutorien unter Kollegen die Kenntnisse der deutschen Sprache auf das erforderliche Niveau heben. „Oft sind das technische Verständnis und der Wille da, aber nicht die Sprachkenntnisse“, sagte Reinagl.

37,5 Stunden aufgeteilt auf vier Tage

Unter einer Vier-Tage-Woche, die ab Herbst erprobt werden soll, versteht man für den gesamten Wiener Stadtwerke-Konzern eine Aufteilung von 37,5 Stunden pro Woche auf vier Tage. Infolgedessen gibt es keine Lohnkürzungen für die Arbeitnehmer. Das Konzept der vier Tage ist wegen der Dienstzeiten in der Verwaltung viel einfacher als im Fahrdienst. „In einigen Bereichen wird es einfacher und vielleicht früher. Wir haben auch einen Verwaltungsbereich. Eine Vier-Tage-Woche in den handwerklichen Berufen, die größtenteils aus Werkstätten und Fahrgeschäften bestehen, durchzusetzen, bräuchte viel Hirnschmalz. Man muss sich überlegen: Wir müssen aus Fahrplänen Rufbereitschaften machen“, betonte der Vorstandsvorsitzende. Allerdings wird man in allen Bereichen pilotieren. Für das Pilotprojekt sind insgesamt 300 Arbeiter geplant. Und weil Busse und U-Bahnen auch nachts fahren und Labore rund um die Uhr einsatzbereit sein müssen, bedeutet die Vier-Tage-Woche hier manchmal mehrere Nachtschichten hintereinander. Eine Vier-Tage-Woche mit Kurzarbeit und vollem Gehalt – wie es manche Neugründungen versuchen – kommt für die Wiener Linien jedoch nicht in Frage.

Arbeitsmarktforscher sieht dies als “irreführendes Paket”

Grundsätzlich sei es für Arbeitnehmer attraktiv, ihre Arbeitszeit an weniger Arbeitstagen zu erledigen und dafür mehr Freizeit zu haben, sagte Arbeitsmarktforscher und Soziologe Jörg Flecker im Studiogespräch „Wien heute“. Allerdings wäre die Idee der Wiener Linien ohne Kürzung der Wochenarbeitszeit (…) ein bisschen Betrug, denn die Arbeitsmedizin zeigt, dass Stress und Unfallrisiko ab der siebten Stunde des Tages stark ansteigen. er sagte Flecken.

Arbeitsmarktforscher Flecker über die Vier-Tage-Woche

Arbeitsmarktforscher Jörg Flecker spricht über die Vier-Tage-Woche. Wird das die Zukunft sein? Sie werden weitere Erholungsphasen brauchen, und diese ließen sich nicht auf einen anderen Zeitpunkt – zum Beispiel nächste Woche – verschieben. Das Modell ist sehr belastend, insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit gesundheitlichen Problemen – wie sie etwa vom Arbeitsmarktservice (AMS) vermittelt werden. Für Flecker würde das Konzept der Vier-Tage-Woche – auch in Sachen Work-Life-Balance – nur funktionieren, wenn insgesamt kürzere Arbeitszeiten angeboten würden. Lange Tage in eine Vier-Tage-Woche zu integrieren, mag beispielsweise für diejenigen attraktiv sein, die ein langes Wochenende genießen möchten, aber für Alleinerziehende beispielsweise würden lange Arbeitstage ein Kinderbetreuungsproblem darstellen.