Das sogenannte Sommerkabinett der Regierung ist normalerweise eine skurril entspannte Angelegenheit. Doch der Mittwoch war geprägt von Krisen – Krieg in der Ukraine, Inflation, Energieknappheit. Eine eher kleine Krise blieb natürlich außen vor: der Regierungsstreit um die Besetzung des Chefsessels der Bundeswettbewerbsbehörde. Wahrscheinlich, weil es keine beruhigenden Botschaften zu verkünden gibt. ÖVP und Grüne sind in einer Sackgasse angelangt, aus der nur schwer auszubrechen ist. Die Behörde wird seit Anfang Dezember interimistisch geführt. Damals kündigte ihr langjähriger Chef Theodor Thanner völlig unerwartet seinen Rücktritt an, seitdem übernimmt seine Stellvertreterin Natalie Hansdorf-Borsch. Die Stelle wurde am 5. Februar ausgeschrieben und es gibt einen ersten Kandidaten. Aber kein weißer Rauch. Und das wird so schnell nicht passieren. Es gibt böse Beschwerden darüber. Vor allem von Seiten des grünen Regierungspartners. Denn die Wettbewerbsbehörde gehört zum ÖVP-Wirtschaftsministerium. Und dort, so der grüne Verdacht, wurden sie mit einem ÖVP-nahen Kandidaten erwischt. Nämlich an den 61-jährigen Michael Sachs, und das ist ein klassischer Jobbetrug. Die ÖVP ist außer sich. Michael Sachs wird nun von seinem Koalitionspartner in der ÖVP in die Enge getrieben, nur weil er vor vielen Jahren im Wirtschaftsministerium der ÖVP tätig war. Eigentlich hat er dort 1985 angefangen, von 1988 bis 1991 arbeitete er im Kabinett der Minister Robert Graf und Wolfgang Bowl, bis 1995 war er sogar Kabinettschef. Aber dann war er viele Jahre Vorsitzender des Bundesbeschaffungsamtes, jetzt ist Sachs Vizepräsident des Bundesverwaltungsgerichts. Und was jetzt?