Gesundheitsminister Lauterbach hat erstmals weitere Schulschließungen wegen der Pandemie ausgeschlossen. Im Herbst werde “viele Maßnahmen bearbeitet”, aber die Schulen bleiben geöffnet, sagte er der ARD.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellte sich in einem Social Live des ARD-Studios der Hauptstadt den Fragen der Bürger. Vor den Plänen für Maßnahmen zum Schutz vor Coronaviren im Herbst und Winter sagte er, über die Ampelkoalition werde noch abgestimmt, und er wolle nicht vorhersagen. Er kann aber schon jetzt sagen, dass das Maßnahmenpaket die Möglichkeit von Schulschließungen nicht mehr vorsieht.

Diese Möglichkeit “wird es nicht mehr geben”, sagte Lauterbach. Justizminister Marco Buschmann hatte zuvor eine Schließung von Schulen ausgeschlossen. Die beiden Minister arbeiten derzeit an dem neuen Infektionsschutzgesetz. Die aktuellen Regelungen laufen Ende September aus.

„Wir werden vorbereitet sein, wir werden mit vielen Maßnahmen arbeiten“, sagte Lauterbach. Die Regierung arbeite außerdem an einer „großen Impfstrategie“ und einer Impfkampagne für Pflegeeinrichtungen.

Social Live mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach über die Coronavirus-Pandemie

tagesschau24 15:00 Uhr, 29.7.2022

In Bezug auf Long Covid sagte Lauterbach, dass Hunderttausende von Menschen an Long Covid leiden. Jüngere Menschen sind derzeit sehr nachlässig und unterschätzen das Risiko, aber das Risiko ist erheblich. „Die Risikowahrnehmung bei jüngeren Menschen stimmt derzeit nicht“, sagt Lauterbach. “Du kannst dein Leben mit einem falschen Atemzug ruinieren.”

Zur vierten Impfung zum Hausarzt

Fakt ist auch, dass es für das häufig auftretende Chronic Fatigue Syndrom keine Medikamente gibt. Eine intensive Untersuchung ist jedoch im Gange. Pharmakonzerne auf der ganzen Welt arbeiteten daran. Das Risiko, an Long Covid zu erkranken, sei bei einer dritten oder vierten Impfung geringer, das Risiko sinke „deutlich“.

Sie empfiehlt jüngeren Menschen, zur vierten Impfung ihren Hausarzt aufzusuchen. Er kennt viele Hausärzte, die dann individuelle Entscheidungen treffen würden. Bezüglich der vierten Impfung sei der Eindruck entstanden, dass er generell eine solche zweite Auffrischungsimpfung bei jüngeren Menschen empfahl, was kritisiert wurde. Aber das ist eine “Fälschung”. Für Personen unter 60 Jahren kann die vierte Impfung in manchen Fällen sinnvoll sein, insbesondere wenn sie „viele Kontakte“ haben.

An die neuen Coronavirus-Varianten angepasste Impfstoffe werden ebenfalls im September verfügbar sein. Diese bieten auch einen besseren Schutz vor Verunreinigungen.

In Bezug auf den Mangel an freien Psychotherapieplätzen sagte Lauterbach, dass es gut funktioniere, ein erstes Beratungsgespräch zu bekommen – aber es werde schwieriger, wenn es um dauerhafte Behandlungen gehe. Viele leichtere Fälle werden sehr lange behandelt – das wiederum macht es schwereren Fällen schwer, einen Behandlungsplatz zu finden. Hier muss man von mehreren Stellen aus starten.

Das Forschungsministerium fragte nach Frauengesundheit

Lauterbach wurde auch zur Frauengesundheit befragt, insbesondere zur Endometriose, einer gynäkologischen Erkrankung, die starke Schmerzen verursacht und zu Unfruchtbarkeit führen kann. Der mit dieser Krankheit verbundene Leidensdruck sei lange Zeit unterschätzt worden, so der Gesundheitsminister. “Es ist eine schwere Krankheit, die die Lebensqualität erheblich einschränkt.”

Lauterbach befürworte er “ein Forschungsprogramm des Bundesforschungsministeriums”. “Ich würde mich freuen, wenn Frau Stark-Wattzinger das übernehmen würde und sie dann gerne begleiten würde.” Er konnte erklären, was bisherige Behandlungskonzepte waren und warum sie nicht funktionierten. “Ich könnte den medizinischen Teil anbieten, er ist kein Arzt.” Als Epidemiologin könne sie auch “etwas darüber aussagen, wie viele Frauen es haben”.

Auf die Frage, ob und wann es in Deutschland wie in anderen Ländern eine Freistellung gebe, sagte Lauterbach, das sei eine Frage an den Arbeitsminister. “Ich will Hubertus Heil hier nicht einholen.”