Innsbruck (OTS) – Die Frustration der Landwirte und Züchter ist verständlich. Sie müssen hilflos zusehen, wie ihre Tiere auf den Almen geschlachtet werden. Aber das Töten einzelner Wölfe löst das grundlegende Problem nicht. Seit Jahren kämpfen Landwirte und Züchter in Tirol im Kampf gegen die Wiedereinbürgerung von Großraubtieren – vor allem des Wolfs – darum, von der Politik anerkannt und ernst genommen zu werden. Seit Jahren weisen sie darauf hin, dass sie ihre Tiere nicht mehr den Banditen auf ihren heimischen Almen vorwerfen wollen. Und seit Jahren ist es ein Mantra, dass konventionelle Herdenschutzmaßnahmen, erfolgreich umgesetzt in anderen Regionen Österreichs und Europas, in Tirol aufgrund seiner topografischen Lage zum Scheitern verurteilt sind. Beweise dafür gibt es zuhauf. Von der Innenpolitik sind bislang nur dringende Handlungsaufforderungen registriert worden. Nicht selten reichten Regierungsvertreter den Ball mit einem Achselzucken „Wir können nichts“ nach Wien und Brüssel weiter. Und da haben die Tiroler Schafzüchter bekanntlich keine Lobby. Aber jetzt kommt Bewegung in die Sache. Die Landesregierung hat gestern einen Abschussbefehl für den Wolf erlassen, der kürzlich mehr als drei Dutzend Schafe in Ellbogen und Tuffs getötet hat, und drängt auf schnelle Abhilfe. Auch die Opposition im Tiroler Landtag steht hinter den Bauern und ihrer Forderung nach wirksamen Maßnahmen. Das plötzliche politische Engagement ist kein Zufall. Tirol steckt mitten im Wahlkampf und alle Parteien kämpfen um die Gunst der Wähler. Allen voran die ÖVP, der enorme Verluste drohen und die nun versucht, mit einem deutlicheren Anti-Wolf-Marsch das verlorene Wohlwollen vieler Bauern zurückzugewinnen. Schafzüchter sind verständlicherweise frustriert über die aktuelle Situation. Sie müssen mehr oder weniger hilflos zusehen, wie ihre meist mühsam aufgezogenen Tiere auf den Almen geschlachtet werden. Ist es ein Wunder, dass sie zu den Waffen greifen und jeden Wolf damit erschießen wollen? Das Töten einzelner Tiere löst jedoch nicht das grundlegende Problem. Die Mehrheit der in Tirol gesichteten Wölfe stammt aus Italien, wo es nach Angaben des Instituts für Umweltschutz und Forschung (ISPRA) in Rom inzwischen mehr als 3.300 Wölfe gibt. Jährlich kommen etwa 300 Jungtiere hinzu. Das ungehinderte Wachstum der italienischen Bevölkerung führt zwangsläufig zu einer Ausweich- und Wanderbewegung nach Norden und damit nach Tirol. Wer also das für die Bauern nicht akzeptable Schlachten auf den heimischen Almen beenden will, muss in Italien anfangen. Eine schwierige bis unmögliche Aufgabe.

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